Zum neunten Mal in Köln

Medienfrauen NRW: Frauen vor und hinter den Kulissen

Medienfrauen NRW im KOMED Köln.
Medienfrauen NRW im KOMED Köln. Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Welche Bedeutung hat Diversität in den Medien? Wie entsteht ein Drehbuch? Wie funktioniert crossmediales Arbeiten? Für diese und viele weitere spannende Fragen standen dem weiblichen Nachwuchs erfahrene Frauen aus der Medienbranche zur Verfügung, um ganz persönliche Antworten zu geben – bei den Medienfrauen NRW. Bereits zum neunten Mal fand die Veranstaltung im Kölner KOMED statt. Und auch in diesem Jahr in Kooperation mit dem Grimme-Preis: Inspiriert wurde die Veranstaltung von den unterschiedlichen Formen und Formaten, die in diesem Jahr mit einem Preis ausgezeichnet wurden – Anlass genug, sich denen zuzuwenden, die mit ihren Arbeiten hinter den Kulissen zum Entstehen eines Werks beitragen.

„Hinter dem Begriff ‚Medienbranche‘ steht eine lange Liste an Berufen und stetig kommen neue hinzu“, sagte die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach, in ihrer Begrüßung. „Innovative Formate, kreative Werke, die Grenzen überschreiten, erfordern Kompetenzen für ihre Herstellung. Neben die bereits bekannten Professionen treten spannende neue.“ Sie fuhr fort: „Vielleicht ist Ihr Wunschberuf dabei. Egal, wofür Sie sich entscheiden: Werden Sie zur selbstbewussten Expertin in Ihrem Bereich. Und dienen Sie der nächsten Generation als Vorbild, so wie unsere Referentinnen es heute tun.“ Dem konnte sich Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, nur anschließen, die sich freute, dass auch die Medienfrauen NRW mittlerweile ein Stück weit zur Medienlandschaft Köln gehören, und noch einmal betonte, dass Frauen in ihren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen, denn: „Nach wie vor lässt die Gleichberechtigung zu wünschen übrig!“

Ministerpräsident Armin Laschet wendete sich in einem Videogruß an die Anwesenden. Er sprach über die immer stärker werdende Rolle von Frauen in den Medien und verwies auf die Vereinigten Staaten: „In den USA spricht man schon von einer ‚Femolution‘!“. Er machte den über hundert anwesenden jungen Frauen Mut: „Wir brauchen mehr von Ihnen, wir brauchen mehr Medienfrauen!“

Die thematische Einführung in den Tag übernahm Britta Frielingsdorf, die Diversity-Managerin des WDR. Zu Beginn zeigte sie einen bereits ein wenig älteren Clip des dänischen Fernsehens, der sich Vielfalt auf eine sehr berührende Weise gewidmet hat. Sie verwies auf Stigmatisierungsfallen, die dann drohen, wenn ein Mensch auf ein oder wenige Merkmale reduziert wird. Kein Mensch sei jemals eindimensional, auch wenn die menschliche Wahrnehmung dazu neige, mit Reduktionen zu arbeiten. Sie stellte einige Beispiele für Klischees oder für Vereinfachungen vor, die das Gehirn oft immer dann vornehme, wenn mehrere „Lösungen“ zur Verfügung stehen. Sie sagte, der Mensch sehe beim Blick in die Zukunft häufig in den Rückspiegel und greife so auf Bewährtes zurück. Sie warnte vor den Stereotypen, die dann oft verwendet würden. Für die Entwicklung neuer Stoffe nannte sie einige Prüffragen, die man sich stellen könne. Ein sehr nettes Beispiel hierfür war der „Sexy Lamp Test“: Kann der weibliche Charakter in einem Film genauso gut durch eine attraktive Lampe ersetzt werden, ohne dass sich die Geschichte wesentlich ändert?

Die darauffolgende Diskussion wurde von fünf weiblichen Medienprofis bestritten: von der Drehbuchautorin Lena Krumkamp, der Redakteurin der „Mädelsabende“, Verena Lammert, den Journalistinnen Inga Mathwig und Fabienne Hurst sowie der Filmeditorin Elisabeth Raßbach.

Moderiert von Bella Lesnik berichteten sie über ihren beruflichen Werdegang, die Arbeit in ihren jeweiligen Professionen und ihre Erfahrungen mit dem Thema Chancengleichheit in der Medienbranche. Deutlich wurde: Den Königsweg für eine Karriere „in den Medien“ gibt es nicht. Und manchmal müssen Selbstbewusstsein und Improvisationstalent spontan Hand in Hand gehen: „Ich habe am ersten Tag im Videoschnitt gesessen und mir parallel die Technik mit YouTube-Tutorials beigebracht“, erzählte etwa Inga Mathwig und erntete viele anerkennende Lacher.

In der Tat scheinen die Möglichkeiten für Frauen im Medienbereich zuzunehmen, machte es den Eindruck, selbst wenn Frauen hier und da „als Quotenpony“ herhalten müssen, wie Lena Krumkamp es formulierte. Frauen werden jetzt ernster genommen und mehr wertgeschätzt, so die Erfahrung der Referentinnen. Am Ende könne es aber nicht darum gehen, „Männer einfach zu kopieren“, so Fabienne Hurst. Und: Manchmal mangele es auch an Unterstützung unter den Frauen!

In den anschließenden Workshops gewährten die Expertinnen schließlich vertiefende Einblicke in ihre jeweiligen Medienberufe oder informierten über Karrieremöglichkeiten in den Medien: Im Workshop „Kein Film ohne Geschichte“ von Lena Krumkamp lernten die Teilnehmerinnen, eine „Heldin“ für ein Drehbuch zu entwickeln; Fabienne Hurst und Nora Nagel vom multimedialen Doku-Projekt „Docupy“ erklärten den Teilnehmerinnen die Prinzipien crossmedialen Arbeitens, und Brigitte Schröder, eine Beraterin für Gründer und Selbständige, vermittelte neue Perspektiven für eine Karriere in der Medienbranche.

Bei „Instagram Stories“ zeigten Farah Schäfer, Presenterin des Instagram-Kanals „Mädelsabende“, und Verena Lammert, wie man solche „Stories“ aufbaut und gestaltet; Inga Mathwig und Merle Hömberg, Volontärin beim NDR, stellten in ihrem Workshop journalistisches Arbeiten vor, und zwar von der Recherche bis zum Werk, und die Medienwissenschaftlerin Sabine Hahn sprach in ihrem Workshop „It’s in the game – dein Weg in die Spieleindustrie!“ über berufliche Aussichten in der Gamesbranche.

Die „Medienfrauen NRW“ finden seit 2010 in Köln statt und werden vom Grimme-Institut veranstaltet. Sie werden unterstützt von der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. In diesem Jahr fanden sie zum zweiten Mal in Kooperation mit dem Grimme-Preis statt.

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