Zehn Jahre „Erfahrungen und Aussichten“

Medienfrauen NRW: „Bereits alles erreicht? Leider nein.“

Die Medienfrauen NRW im Kölner KOMED. Foto: Georg Jorczyk

Die Informations- und Orientierungsveranstaltung „Medienfrauen NRW“ fand am 4. November 2019 zum zehnten Mal statt. Im Kölner Veranstaltungszentrum KOMED begrüßte die Direktorin des Grimme-Instituts die rund 110 Anwesenden mit den Worten: „Zehn Jahre Medienfrauen. Wir haben alles erreicht. Nicht wahr? Nicht wahr! Wir sind längst nicht da, wo wir sein sollten – nämlich überall.“

Ein Beispiel hierfür nannte – ganz unabgesprochen – Henriette Reker, die im Anschluss die Gäste begrüßte, als sie in ihrer Rede sagte, sie sei „die einzige weibliche Oberbürgermeisterin in ganz NRW“. Sie sprach über Köln als Medienstadt, ergänzte aber, dass ihr Blick auf die Medienlandschaft nicht völlig ungetrübt sei, denn dort finde man nach wie vor mehr Männer als Frauen. „Seien Sie nicht zu bescheiden. Das ist oft das Problem bei Frauen, die trauen sich nicht so viel zu wie Männer“, so ihr Appell an die Anwesenden.

Auch Kordula Attermeyer von der Staatskanzlei NRW wendete sich in ihrer Begrüßung direkt an die anwesenden Frauen: „Wenn wir rein technisch die Möglichkeit haben, uns divers und mit all unseren Stärken zu präsentieren, dann sollten wir diese Möglichkeit auch nutzen! Und wir müssen uns zumindest bewusst sein, dass unser Tun – aber auch unser Lassen – im Netz eine Rolle spielt – und damit wichtig ist für den gesellschaftlichen Diskurs.“

Ziele und Visionen von und für Frauen in den Medien

Wie die Ziele und Visionen von und für Frauen in den Medien aussehen könnten, verdeutlichten die diesjährigen Panelteilnehmerinnen: Die Journalistin und Podcasterin Minh Thu Tran (nominiert für einen Grimme Online Award 2019 für „Rice and Shine“), die ze.tt-Chefredakteurin Marieke Reimann, die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller, die Regisseurin Charlotte Rolfes, die Radiomoderatorin Teresa Ledabyl und die Schauspielerin und Aktivistin Maria Furtwängler erzählten von ihrem beruflichen Alltag und ihren ganz persönlichen Werdegängen – inklusive aller Umwege, die sie an der ein oder anderen Stelle nehmen mussten.

In ihren Äußerungen spiegelte sich die gesamte Bandbreite von „Frauen in den Medien“ wider: Die Notwendigkeit, Redaktionen diverser zu gestalten, sowohl was den Anteil von Männern und Frauen, als auch den von Menschen mit Migrationshintergrund betrifft – um unsere Gesellschaft abzubilden, wie sie ist. Der bleibende Bedarf daran, Frauen in noch stärkerem Maße eine Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu ermöglichen. Der immer noch oft bestehende Selbstzweifel, der Frauen dazu verleitet zu fragen: Bin ich gut genug? Auf der anderen Seite standen Appelle der Referentinnen an die Gäste: Herausforderungen anzunehmen, keine Angst vor dem Scheitern zu haben, an die eigenen Ziele zu glauben und – vor allem – sich frühzeitig zu vernetzen.

Weibliche (Selbst-)Inszenierung in den neuen Medien

Ein weiterer Teil der Diskussion drehte sich um Fragen der „Weiblichen (Selbst-)Inszenierung in den neuen Medien“. So lautet der Titel einer Studienreihe der von Maria Furtwängler und ihrer Tochter gegründeten MaLisa Stiftung. Maria Furtwängler berichtete – gemeinsam mit Petra Müller, die eine der Studien mitfinanziert hat, – über die Ergebnisse der Untersuchungen. Nur ein Beispiel: Frauen sind in Social Media deutlich unterrepräsentiert (etwa auf YouTube mit 29 zu 69 Prozent); und ihre Themen sind oft stereotyp „weiblich“. Ihre Beiträge scheinen oft dem Privaten zu entstammen, während Männer eher „beruflich“ oder professionell auftreten. Maria Furtwängler sagte aber auch, dass es für Frauen nicht immer leicht sei, andere Themen zu bedienen: „Mädchen machen oft die Erfahrung, wenn sie sich außerhalb des weiblich konnotierten Bereichs bewegen, dass ihnen schneller Hate Speech entgegengebracht wird.“ Eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Studien ist auf den Webseiten der MaLisa Stuftung zu finden.

Workshops zu Aus- und Weiterbildung

Im Anschluss an das Panel stellten Su Nicholls-Gärtner von der internationalen filmschule köln, Iva Krtalic von WDR Grenzenlos und Karolina Warkentin von ProContent verschiedene (Ausbildungs-)Wege „in die Medien“ vor. Nach Kurzeinführungen in die jeweiligen Bereiche standen die Referentinnen den Gästen für individuellere Fragen zur Verfügung. Zusammenfassungen der Beiträge von Su Nicholls-Gärtner, Iva Krtalic und Karolina Warkentin haben wir dokumentiert.

Weiter vertieft wurden ausgewählte Medienthemen danach bei drei Workshops: Über „Neue Perspektiven für deine Karriere in der Medienbranche“ sprach Brigitte Schröder, Beraterin für Gründer und Selbständige. „Eine Produktion von A bis Z“ präsentierten Nora Nagel und Sara Lienemann von docupy. Eine Einführung in „Medienjobs in Social Media“ gab Christina Quast.

Weitere Informationen zu Programm und Referentinnen

Die Medienfrauen NRW finden bereits zum dritten Mal in Kooperation mit dem Grimme-Preis statt. Die Veranstaltung findet seit 2010 in Köln statt und wird vom Grimme-Institut veranstaltet. Sie wird unterstützt von der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen.

 
Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut
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